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Jakobs-Kreuzkraut: Steckbrief

Das Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea L.) wird umgangssprachlich auch als Jakobskraut, Jakobs-Greiskraut, Spinnkraut und Herrgottsnagel bezeichnet. Der volkstümliche Name bezieht sich auf die Blütezeit um den St. Jakobstag (25. Juli), der in alten Bauernkalendern als Beginn der Mahd einschüriger Wiesen galt.

Das Jakobs-Kreuzkraut ist in den letzten Jahren an Straßenrändern und Böschungen sowie auf Brach- und Stilllegungsflächen in der Zunahme begriffen. Die Zunahme geht mit dem Mähregime einher. Aus Kostengründen und aus Gründen des Artenschutzes findet das Mähen oft lediglich einmal zwischen Jahresmitte und Spätherbst statt, so dass die spätblühende Pflanze dann optimale Bedingungen zum Blühen und Fruchten vorfindet. Der Klimawandel trägt zusätzlich zur Ausbreitung der wärmeliebenden Pflanze bei.

Jakobs-Kreuzkraut zählt nicht zu den Neophyten, sondern ist Bestandteil der einheimischen Flora. Die in der Pflanze enthaltenen Pyrrolizidin-Alkaloide (v.a. Jacobin und Senecionin) besitzen hepatotoxische Wirkung. In der Regel meiden ältere, erfahrene Tier die größeren, abschreckend riechenden und bitter schmeckenden Pflanzen. Da das in allen Pflanzenteilen (besonders in der Blüte) enthaltene Gift auch in Heu und Silage wirksam ist (Bitterkeit und Eigengeruch geht verloren), besteht hier die Hauptgefahr einer Vergiftung. Weiterhin kann auch das Rosettenblattstadium von Belang sein, da es von Weidetieren gerne verzehrt wird - besonders wenn Futterknappheit vorherrscht.

Eine chronische Vergiftung entsteht, wenn wochenlang mit Heu zugefüttert wird, das mit Jakobs-Kreuzkraut verunreinigt ist und der Giftstoff somit in kleinen Dosen sukzessive akkumuliert wird. Die Vergiftung äußert sich in Magen-Darmbeschwerden, Gewichtsverlust, Futterverweigerung, Krämpfe und Leberschäden. Offensichtlich reagieren insbesondere Pferde, aber auch Rinder empfindlicher als Schafe und Ziegen.

Untersuchungen bei Schafen haben gezeigt, dass eine partielle Detoxifikation der Pyrrolizidin-Alkaloide in den Vormägen erfolgt. Die tödliche Dosis bei Pferden beträgt ca. 40 - 80 g Frischgewicht pro kg Körpergewicht. Das Rind benötigt etwa die doppelte Menge. Ziegen und Schafe reagieren unempfindlicher; sie benötigen ca. 2 kg Frischsubstanz pro kg Lebendgewicht, um die tödliche Dosis zu erreichen.


Tödliche Dosis
Pferd:
40 - 80 Gramm Frischgewicht / kg Körpergewicht (= 4 - 8 % der Lebendmasse)
(14 - 20 kg bei einem 350 kg Islandpferd bzw. 3 - 4 kg getrocknetes Heu)

Rind: 140 Gramm Frischgewicht / kg Körpergewicht (= 14 % der Lebensmasse)
(bei 1 % im Heu in 3 Monaten erreicht; bei 10 % im Heu in 10 Tagen erreicht)

Schaf: > 2 kg Frischgewicht / kg Körpergewicht

Ziege: 1.25 - 4 kg Frischgewicht / kg Körpergewicht


Es gibt mehrere sehr nahe verwandte Arten, darunter vor allem das Raukenblättrige Kreuzkraut (Senecio erucifolius L.), das häufig mit dem Jakobs-Kreuzkraut verwechselt wird. Wichtige Unterscheidungsmerkmale sind Wurzel und Blattform. Das Wurzelsystem des Jakobs-Kreuzkrautes ist büschelartig verzweigt, während das Raukenblättrige Kreuzkraut unterirdische Sprossausläufer (Rhizome) bildet. Die äußersten Blattzipfel der Stängelblätter des Jakobs-Kreuzkrautes sind zudem, im Gegensatz zum Raukenblättrigen Kreuzkraut, nahezu rechtwinklig gestaltet. Insgesamt wirkt das Blatt eher stumpfer als beim Raukenblättrigen Kreuzkraut. Darüber hinaus weisen die Enden der Blütenhüllblätter beim Jakobs-Kreuzkraut häufig dunkle Spitzen auf, die Außenhüllblätter sind anliegend. Untersuchungen zur Folge beträgt der Alkaloid-Gehalt, bezogen auf die Trockenmasse, bei S. jacobaea 0.2 - 0.3 %, bei S. erucifolius hingegen nur 0.004 - 0.036 % (Quelle: EFSA, 2007).

Die mechanische Bekämpfung des Jakobs-Kreuzkrautes ist sehr arbeitsintensiv und die chemische nur unter Vorbehalt möglich. Es ist ratsam, auftretende Pflanzen auszureißen bzw. auszustechen oder rechtzeitig abzumähen, ehe die Pflanzen zur Blüte und Samenreife gelangen.

Das Jakobs-Kreuzkraut produziert sehr viele Samen (bis zu 150.000 je Pflanze), die durch den Wind weit verbreitet werden. Das Mähgut ist von den Grünlandflächen wegen der Samennachreife zu entfernen. 2 - 3 Schnitte bis zur Blüte sind erforderlich, um den Wiederaustrieb der Pflanze sichtbar zu reduzieren. Grundsätzlich ist auf eine dichte Grasnarbe zu achten, die die lichtbedürftigen Samen in ihrer Keimung hemmt. Die Vermeidung von Narbenschäden durch Tiertritt, Fahrspuren und zu tiefe Mahd sowie eine an den Entzug angepasste Düngung kann außerdem die Ausbreitung unterbinden.

Das Jakobs-Kreuzkraut kommt häufig vergesellschaftet mit dem Johanniskraut (Hypericum perforatum) und Rainfarn (Tanacetum vulgare) vor, mit dem es auch oft verwechselt wird.

Steckbrief: Jakobs-Kreuzkraut

Familie: Korbblüter (Asteraceae)

Merkmale Keimblätter: Mit sehr kurzem Hypokotyl Stängel: aufrecht, kantig bis gerillt, rötlich oder olivbraun, locker spinnwebig-wollig behaart, 30 - 120 cm hoch

Blätter: Stängelblätter wechselständig und bis nahe an den Mittelnerv fiederteilig, mit rechtwinklig abstehenden, schmal-lanzettlichen, gezähnten Federchen (Zipfeln)

Blüten: Blütenköpfchen (Trugdolden) goldgelb; Zungenblüten (10 -15)

Samen: bis 150.000 flugfähige Samen je Pflanze; nat. Größe ca. 2 mm x 1 mm (L x B); im Boden lange lebensfähig – bis 20 Jahre

Lebensdauer: zwei - bis mehrjährig

Vermehrung: generativ

Keimzeit: Blütezeit: Juli - September

Verbreitung: Weltweit besonders in der gemäßigten Zone. Neben Deutschland wird auch in der Schweiz seit 1990 eine Zunahme, besonders auf extensiv bewirtschafteten Wiesen und Weiden sowie in vielen Gärten, festgestellt. In Großbritannien bereitet das Jakobs-Kreuzkraut ebenso in der Viehhaltung Probleme.

Bedeutung: Auf extensiv genutzten Grünlandflächen und auf gering gedüngten und weniger gepflegten Weiden, aber auch an Wegrändern, Straßen- und Bahnböschungen. (proplanta)

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